Zeitkapsel

Am 1.3.2022 wurde im Rahmen der Turmhelmsanierungsarbeiten durch die Fa. Pondorfer auch eine hölzerne Zeitkapsel aus der Kirchturmspitze geborgen.

Zeitkapseln sind Behältnisse, die beispielsweise bei Grundsteinlegungen eines neuen Gebäudes eingemauert wurden und auch noch werden. Auch in der Kugel von Kirchturmspitzen werden traditionell Zeitkapseln hinterlegt.

Im Gegensatz zu Grundsteinen, die nur bei größeren Umbauarbeiten gehoben werden, wird bei der Renovierung von Kirchturmspitzen eine Öffnung zu einem Ereignis von regionaler Bedeutung.

Was kam zum Vorschein:

Eine handschriftliche Urkunde aus dem Jahr 1826 in Kurrentschrift des damaligen Pfarrers Anton Hierath, aus der hervorgeht, dass unsere Pfarre durch Verordnung des Hr. Fürsten Erzbischof in Salzburg, Grafen von Harrach, die Stiftung Haybach im Jahre 1714 zu einer Pfarre erhoben wurde. (Auffällig ist hier die Abweichung von der Gründungsurkunde der Pfarre, in welcher der Bischof von Passau genannt ist. Dieser Widerspruch ist wahrscheinlich einem Fehler des Pfarrers geschuldet. In der Pfarrurkunde bestätigt der Passauer Bischof das Ansuchen zur Pfarrerhebung durch seinen „besonders lieben Freund“ Aloysius Thomas Raymund, Grafen von Harrach (1669 – 1742). Dieser ist der Bruder des sehr bedeutenden Franz Anton von Harrach (1665 – 1727), Fürsterzbischof von Salzburg. Dieser Graf Anton findet sich auf der 4-Heller-Münze, auch Batzen genannt, von 1722, die der Zeitkapsel beigelegt wurde. Pfarrer Hierath hielt deshalb wahrscheinlich 100 Jahre später diesen Grafen F.A. von Harrach für den Antragsteller zur Pfarrerhebung. Aloysius von Harrach dagegen war kaiserlich Gesandter und Staatsmann und enger Vertrauter des Grafen Raymund Ferdinand von Rabatta (1669 – 1722), Bischof von Passau. Erwähnt sei auch, dass dieser Bischof unmittelbar vor seiner Ernennung zwei Jahre lang Pfarrer in Hartkirchen war und die schwierigen lokalen Verhältnisse der Filialkirche im „schneeichten Gebürg“ in Haybach kannte. Der Antragsteller war Besitzer zahlreicher Herrschaften, eben auch die der Stauf und Aschach.

In der Urkunde schreibt Hierath weiter: Im Jahr 1717 brannte die Kirche ab. Im Jahr 1823 schlug der Blitz in den Turm, ohne zu zünden, weswegen im Jahre 1826 der Turm neu eingedeckt und mit einem neuen kürzeren Kreuz versehen wurde.

In einer lateinischen Urkunde aus dem Restaurierungsjahr 1886 ist nachzulesen, dass im Sept. des Jahres der Turm der Kirche durch Arch. Birngruber unter dem Patronat des Grafen Alfred von Harrach und dem Pfarrer Sylvestro Meyer restauriert wurde. Zahlreiche Haibacher und Bauausführende haben sich auf der Rückseite des Dokuments unterschrieben.

Die dritte Urkunde stammt aus dem Jahr 1952. Der Turm unserer Pfarrkirche wurde restauriert, Kreuz und Kreuzkugel ausgebessert und zum Teil vergoldet. Das Zinkblechdach zum Teil erneuert und mit Rostschutzfarbe gestrichten. Eine feierliche Kreuzsteckung fand am 19.10.1952 statt. Die Baulast leistete die Pfarrgemeinde mit einem Zuschuss des Patrons, Baron Dreyhan-Holenia von Aschach.

Neben den Urkunden befinden sich in der Zeitkapsel auch alte Münzen aus den drei Jahren.

Die Zeitkapsel wird von der Pfarre mit einem neuen Dokument über die heutige Situation ergänzt und mit der Neueindeckung in die Kirchturmspitze zurückgelegt.

Die Pfarre bedankt sich herzlich bei Mag. Horst Pühringer für die Entschlüsselung der alten Schriften und die wissenschaftliche Erklärung der Widersprüche

Kaltseis Max

Diese Dokumente waren in der Zeitkapsel enthalten:

ein Batzen (4 Kreuzer) Vorderseite Familienwappen der Harrachs

Rückseite der Salzburger Münze aus 1722

 

Beigabe aus 1826 4 Silbermünzen (1 Kreuzer)

Beigabe aus 1826 7 Kupfermünzen (Kreuzer)

Beigabe aus 1952 alte Schillinge und Groschen